Mit Bartgeieraugen auf Futtersuche
Unsere drei jungen Bartgeier müssen nun vermehrt lernen, selbstständig Futter zu suchen. Dabei sehen wir sie häufig tief über den Henglihang entlangfliegen, denn für die Suche nach Überresten von toten Tieren sind sie auf ihren Sehsinn angewiesen!
Altweltgeier, zu denen auch die Bartgeier gehören, haben einen wenig entwickelten Geruchssinn und verlassen sich darum auf ihre sprichwörtlichen «Adleraugen». Gut, dass die Bartgeier ebenfalls zu den Greifvögeln gehören und einen ebenso guten Sehsinn besitzen wie die Adler. Die Sehschärfe der Greifvögel übertrifft die der Menschen um mehr als das Doppelte. Greifvögel können zum Beispiel Kleinsäugetiere wie Mäuse aus 2 km, grössere Beute wie ein Kaninchen sogar aus 4 km Entfernung ausmachen. Dabei helfen ihnen ein paar besondere Anpassungen. Die Greifvogelaugen sind im Verhältnis zum Kopf sehr gross und nach vorne gerichtet. So kann viel Licht einfallen und das linke und das rechte Sehfeld überlappen sich, was eine gute Tiefenwahrnehmung ermöglicht und dabei hilft, Distanzen auch im Flug richtig einzuschätzen. Für eine hohe Bildauflösung besitzen Greifvögel etwa fünfmal mehr Sehzellen als der Mensch, nämlich etwa 1 Million pro mm2. Um die so wichtigen Augen auch zu schützen, besitzen sie ein «inneres Augenlid», eine durchsichtige Nickhaut, die bei Bedarf vor das Auge gezogen wird. Übrigens sehen Greifvögel auch mehr Farben als wir Menschen; nebst Rot, Blau und Grün können sie sogar ultraviolettes Licht wahrnehmen!