Mönchsgeier an Überdosis Plastik gestorben

Im Kanton Schwyz wurde ein stark geschwächter Mönchsgeier aufgefunden. Das ausgehungerte Tier verstarb kurz nach dem Rückfang. Die Obduktion ergab, dass das seltene Tier auf seiner Reise durch die Alpen mit der Nahrung Plastikmüll aufgenommen hat und danach verhungert ist. Der Fall zeigt wie wichtig es ist keinen Plastikmüll im Freien zu belassen.

Hier der ausführliche Bericht zu diesem traurigen Vorfall von unserem Bündner Regionalkoordinator David Jenny:

 

Plastik: eine unterschätzte Gefahr für Wildtiere

Plastik ist zwar nicht unmittelbar giftig, belastet aber unsere Umwelt dennoch mehr und mehr. Dieser Kunststoff ist praktisch nicht abbaubar und kommt in unglaublichen Mengen fast überall vor. Mikroplastik wurde sogar in der Arktis oder auch kürzlich im 2500 m hoch gelegenen Lunghinsee oberhalb Maloja nachgewiesen. 

Etwas weniger bekannt ist die Tatsache, dass Wildtiere in steigendem Mass unter der Präsenz von Plastikabfällen in der Umwelt leiden. In den Weltmeeren sammeln sich jährlich über 6 Mio. Tonnen Plastik an, der auch in den Mägen von Meerestieren landet. Dieser hat immer wieder auch tödliche Folgen für Seevögel, Schildkröten, Seehunde oder Wale. 

Auch aus der Schweiz Vorfälle bekannt

Dass sich das Problem nicht auf die Küstengebiete beschränkt, zeigt die auch in unseren Breiten zunehmende Zahl von Wildtieren mit grössere Plastikmengen im Magen. In die Presse gelangte 2019 der Fall eines Hirsches bei Arosa, in dessen Magen 6 kg Plastikmüll gefunden wurde. Besonders betroffen sind auch Grossvögel wie der Weissstorch. Bei einer Untersuchung von in der Schweiz tot gefundenen Störchen hatte über ein Drittel der Jungstörche Plastik im Magen. 

Nun kam es kürzlich im Kanton Schwyz zu einem weiteren traurigen Fall, bei welchem ein besonders seltener Vogel an einer Überdosis Plastikmüll einging.

Ein Mönchsgeier aus Verdon

Mönchsgeier sind die grössten Vertreter in der Geierfamilie, sie können bis 2,9 m Spannweite erreichen, 12 kg schwer werden und gehören zu den sehr seltenen Geierarten (in der Zentralschweiz gab es 2021 gerade drei Sichtungen dieser Art). Ähnlich wie Bartgeier, wurden sie in den Alpen in einem aufwändigen Projekt wieder angesiedelt. In den französischen Meeralpen leben zurzeit fünf Paare dieser Art. Drei Paare hatten 2020 einen Jungvogel aufgezogen. Diese wurden von einem Team des südfranzösischen Vogelschutzes LPO Provence Alpes Côte d’Azur noch im Nest beringt. Einer dieser jungen Mönchsgeier erhielt seinen Ring in der Verdon Schlucht in der Provence am 30. Juni 2020. Bis am 9. April 2021 wurde er während des sogenannten Bettelflugs noch im elterlichen Revier beobachtet, danach verlor sich in Frankreich seine Spur. 

Trotz Rückfang verhungert

Aufgetaucht ist er dann einen Monat später 400 km weiter nordöstlich im Kanton Schwyz, leider in einem schlechten Zustand. Am 7. Mai meldete ein Anwohner den enorm grossen Vogel bei der Siedlung Egg oberhalb Sattel, herumspazierend. Der zuständige Wildhüter Markus Raschle konnte den offenbar geschwächten Vogel einfangen und brachte ihn zu Steve Diethelm nach Siebnen, der dort eine Greifvogel-Pflegestation führt. Er versuchte den apathisch wirkenden Geier abends noch zu füttern, fand ihn dann aber am nächsten Morgen tot in der Volière vor.  Er wog nur noch gerade vier Kilogramm, bestand praktisch nur aus Haut und Knochen und war vermutlich verhungert. 

Obduktion zeigt: Tod durch Plastikmüll

Zur Untersuchung gelangte er am 16. Juni 2021 ans Amt für Jagd und Fischerei Graubünden in Chur, wo routinemässig tot gefundene Greifvögel analysiert werden. Die Obduktion des Kadavers erbrachte dann Aufschluss über die Todesursache: der Magen des Mönchsgeiers war prall gefüllt mit Plastikmüll. Es handelte sich um zahlreiche Plastikschnüre, wie sie zum Verschliessen von Abfallsäcken verwendet werden und um Teile von Abfallsäcken. Offensichtlich war mit dieser Ladung Plastik im Magen die Verdauung blockiert und der seltene Geier elend verhungert.

Plastikmüll nie im Freien belassen!  

Wo und warum der Mönchsgeier das vermeintliche Futter aufnahm, bleibt offen. Es zeigt uns aber, wie wichtig es ist, keinerlei Plastikmüll im Freien zu belassen und die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Wildtiere in unserem Umgang mit Abfall zu berücksichtigen.  

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