Gift: Ein Hauptproblem für den Geierschutz

Die Geierpopulationen sind im Laufe des 20. Jahrhunderts weltweit drastisch zurückgegangen. Dank umfangreichen Schutzmassnahmen sind in einigen Regionen Europas die Geierbestände in den letzten Jahrzehnten wieder angestiegen. Es ist jedoch noch ein weiter Weg um den Erhalt der Geier Europas sicherzustellen.

Mensch-bedingte Todesursachen gefährden Geier

Die Bedrohungen sind vielfältig: Vergiftungen, Stromschläge und Kollisionen mit Infrastrukturen, Wilderei, der Rückgang von geeigneten Lebensräumen und des Nahrungsangebots, sowie menschliche Störungen tragen wesentlich zur Gefährdung der Geierwelt bei. 

Hauptproblem Gift

Weltweit sind Vergiftungen die grösste Bedrohung für Geier. Dabei spielen Giftköder eine Hauptrolle. Beutegreifer, die Schaden stiften können, sollen damit eliminiert werden. Diese illegale Praxis verursacht viel Tierleid und führt zu grossen Verlusten, nicht nur bei den verfolgten Arten wie etwa Füchsen und Wölfen, sondern häufig auch bei Greifvögeln. Dabei sind Geier, die solche Köder auch aufnehmen, besonders betroffen. Aufgrund ihrer äusserst langsamen Reproduktion können Geierpopulation solche Verluste nämlich besonders schlecht kompensieren.

Auch Bartgeier im Alpenraum betroffen

Glücklicherweise sind Giftköder im Alpenraum bisher nicht als entscheidendes Problem für die Bartgeier-Wiederansiedlung in Erscheinung getreten. Dennoch wurden solche Fälle verschiedentlich nachgewiesen. Und auch in der Schweiz ist die illegale Praxis von Vergiftungen mit Giftködern nicht unbekannt. Immer wieder gibt es Hinweise auf solche Vorkommnisse, von denen auch seltene Arten wie Luchs, Wolf und Wanderfalken betroffen sind. Daher ist davon auszugehen, dass hierzulande auch Geier diesem Risiko ausgesetzt sind.

Verdachtsfall: Bartgeier Lausa

Ein Verdachtsfall betrifft den jungen Bartgeier Lausa, die im Jahr 2019 in französischen Zentralmassiv ausgewildert wurde. Das junge Weibchen verliess im Mai 2020 diese Gebirgsregion und streifte während rund vier Wochen ausserhalb des für Bartgeier geeigneten Lebensraum weiträumig in Frankreich und Deutschland umher, bevor sie Ende Juni im Kanton Neuenburg ankam.

Nachdem sich das Tier nicht wie gehofft weiter Richtung Alpen bewegte, erfolgte ein Feldkontrolle. Leider konnte dabei nur das bereits verendete Tier geborgen werden. Offenbar konnte Lausa bei ihren Flügen über dem Tiefland kaum Nahrung finden und scheint deshalb verhungert zu sein. Dies bestätigten die Untersuchungen am Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit der Universität Bern.

Um ein umfassendes Bild zu den Todesursachen bei Bartgeiern zu erhalten, haben wir trotz diesem klaren Befund eine Untersuchung auf Giftstoffe veranlasst. Dabei ist Überraschendes zutage getreten: Bartgeier Lausa kam offenbar mit einem hochtoxischen Pestizid Kontakt, das in der EU und der Schweiz seit vielen Jahren verboten ist. 

Anzeige gegen unbekannt

In diesem Fall bleibt unklar, wie weit dieses Gift mitverantwortlich für den Tod des Bartgeiers ist und wo dieses genau augenommen wurde. Jedoch zeigt der Vorfall, dass dieses gefährliche Substanz weiter im Umlauf ist, und – wie bei anderen Ereignissen bestätigt wurde – auch in der Schweiz gezielt für das Vergiften von Wildtieren eingesetzt wird.

Die vorsätzliche Vergiftung von Tieren stellt einen schweren Tatbestand dar. Einem Straftäter drohen für solche Straftaten bis zu drei Jahre Haft. Damit dieser Fall aktenkundig wird und bei weiteren Hinweisen strafrechtlich eingesetzt werden kann, hat die Stiftung Pro Bartgeier Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. 
 

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