Beschuss überlebt, Tod bei Revierkampf
GT047, einer der ersten wildgeschlüpften Bartgeier der Schweiz, ist tot. Er wurde bei La Punt im Engadin gefunden. Vermutlich ist der 12-jährige Bartgeier bei einem Revierkampf mit einem Steinadler gestorben. Röntgenbilder belegen, dass das Männchen zu einem früheren Zeitpunkt mit Bleischrot beschossen worden war. Zwar überlebte GT047 den Beschuss, der Vorfall zeigt aber, dass Bartgeier im Alpenraum trotz ihrer Beliebtheit nach wie vor solchen Straftaten ausgesetzt sind.
GT047, einer der ersten wildgeschlüpften Bartgeier
In der Schweiz flogen 2007 erstmals wieder wildgeschlüpfte Bartgeier aus. Einer dieser Junggeier war Bartgeier GT047, der vom Brutpaar Tantermozza im Schweizer Nationalpark aufgezogen wurde. Bereits 2012 und 2013 brütete er selber, in der Talschaft Foraz unweit von S-charl und seit 2014 bei La Punt (Val Chamuera).
Tödlicher Revierkampf mit Steinadler
Ende Mai wurde GT047 von aufmerksamen Berggängern entdeckt und gemeldet. Die Sektion des Kantonalen Amts für Jagd und Fischerei zeigte, dass ein Halswirbel gebrochen war. Zudem wiesen frische Schnittverletzungen in diesem Bereich auf einen Kampf mit einem Steinadler hin. Diese Greifvogelart kann mit ihren langen und scharfen Krallen ihren Rivalen tödliche Verletzungen zufügen.
Alte Verletzung durch Schrotkugeln
Auf den Röntgenaufnahmen wurden auch drei Schrotkugeln entdeckt, weshalb man den toten Bartgeier für weiterführende Untersuchungen an die Spezialisten des Zentrums für Fisch- und Wildtierkrankheiten (FIWI) der Universität Bern übergab. Deren Analysen zeigten, dass das Tier vor längerer Zeit mit Schrotkugeln beschossen worden war.
Täterschaft unbekannt
Bisher liegen keine Hinweise auf die Täterschaft vor. Da Bartgeier in den ersten Lebensjahren im ganzen Alpenraum umherstreifen und der Zeitpunkt des Beschusses nicht näher eingeschränkt werden konnte, ist auch unklar in welcher Region sich dieser Vorfall ereignete.
Wilderei kann sich fatal auswirken
Bartgeier werden auch in Jagdkreisen sehr gut akzeptiert. Der Fall zeigt jedoch, dass Wilderei im Alpenraum selbst bei dieser streng geschützten Art noch vorkommt. So wurde im gesamten Alpenbogen schon zehn Mal ein Beschuss von Bartgeiern festgestellt und in sechs Fällen führte dies zum Tod des betroffenen Tieres. Auch wenn Wilderei heute selten geworden ist, können sich solche Straftaten in der Summe schnell fatal auswirken.
Bartgeier brauchen besonderen Schutz
Besonders bei Tieren, die sich nur ausgesprochen langsam fortpflanzen, wie dem Bartgeier, führt eine Zunahme von durch den Menschen verursachten Todesfällen schnell zu empfindlichen Bestandsverlusten. So bleibt eine sehr sorgfältige Überwachung der Population und eine strenge Verfolgung und Ahndung jeder Art von Wilderei auch in Zukunft für den Schutz des empfindlichen Bartgeierbestandes äusserst wichtig.
Weitere Informationen: Medienmitteilung des Kanton Graubündens >>>