Schils hat erstmals erfolgreich gebrütet

2014 war Schils einer der beiden Bartgeier, die wir im St. Gallischen Calfeisental auswildern konnten. Nach einer etwas turbulenten Wanderphase und ersten erfolglosen Brutversuchen hat es dieses Jahr geklappt: Der erste Jungvogel von Schils ist dieses Jahr ausgeflogen. 

 

Schils ist der letzte direkte Nachkomme von Athos (BG034), einem der erfolgreichsten Gründertiere des Bartgeier Zuchtprogrammes. Er stammt aus dem Schweizer Zoo La Garenne und hat 26 Geschwister, 12 davon wurden ausgewildert, darunter Veronika, Natura, Gildo und Roseg, die alle im Schweizerischen Nationalpark ausgewildert wurden. 

Die Auswilderung von Schils verlief damals ohne Probleme (s. z.B. hier). Seinen ersten Winter und den folgenden Frühling verbrachte er hauptsächlich in den Schweizer Alpen. Am 11. Juni 2015 jedoch kehrte er den Alpen den Rücken und flog Richtung Norden. Seine abenteuerliche Reise endete schliesslich in Holland, wo er eingefangen werden musste, da er aufgrund des Mangels an Futter sehr geschwächt war. Holländische Vogelschützer konnten ihn vor Ort gesund pflegen und daraufhin wieder zurück in die Schweiz transportieren (News und Video). Die erneute Freilassung glückte bestens und zwischen Juli 2015 und Frühling 2020 war Schils wieder an vielen Orten in den Alpen unterwegs. Schliesslich liess er sich im französischen Nationalpark Vanoise nieder, wo er zu unserer Freude auf ein paarungsbereites Weibchen traf. 

Mit Nachwuchs klappte es 2021 und 2022 allerdings noch nicht. Bartgeierpaare brauchen oft einige Jahre, bis es ihnen gelingt den ersten Nachwuchs grosszuziehen. Im Frühjahr 2023 traf dann die gute Nachricht bei uns ein: Das Küken von Schils und seiner uns noch unbekannten Partnerin hatte die ersten kritischen Wochen überlebt. Wir konnten nun davon ausgehen, dass diese Aufzucht klappt und der erste Nachwuchs von Schils in ein paar Wochen ausfliegen würde. Im Sommer gelang es unseren französischen Kollegen gerade noch rechtzeitig, in den Horst zu steigen und den Junggeier mit Fussringen und einem GPS-Sender zu versehen. Denn kurz darauf, am 26. Juni, verliess der flügge gewordene Junggeier seinen Horst. Wir haben ihn nach dem Europäischen Austauschprogramm für Student:innen Erasmus getauft.

Dank des GPS-Senders wissen wir, dass Erasmus das elterliche Territorium im September verlassen und erste Erkundungsflüge in den Alpen gestartet hat. Ab Anfang Oktober war Erasmus meistens in der Schweiz unterwegs, unter anderen zwischen Simplon- und Nufenenpass oder beim Gotthardpass. Leider ist die Batterie des solarbetriebenen GPS-Senders zurzeit entladen, weshalb wir keine GPS-Positionen bekommen. Wir gehen aber davon aus, dass wir wieder regelmässige Updates bekommen, sobald es in den Bergen wieder sonniger ist.