Alpenbraunelle

In der Auswilderungsnische der Bartgeier leben auch andere Tierarten, darunter die Alpenbraunelle. Sie lebt an sonnigen Felshängen oberhalb der Baumgrenze bis zur Schneegrenze. Sie ist bestens an die extremen Witterungsbedingungen im Hochgebirge angepasst. Mit ihrem kräftigen Körperbau - sie ist etwas grösser als die im Tiefland heimische Heckenbraunelle - kann sie ihre Körpertemperatur gut halten und der Kälte trotzen. Am Boden sucht sie nach Insekten und Spinnen, Würmern und Schnecken sowie nach Pflanzensamen. Bei Gefahr versteckt sie sich in Felsspalten oder in niedriger Vegetation. Im Winter kommt die Art auch in tieferen Lagen vor und kann auch in Bergdörfern beobachtet werden. Vor allem die Männchen entfernen sich jedoch meist nicht weit von ihrem Revier und machen zur Nahrungssuche oft nur kurze Ausflüge in tiefere Lagen.

Das Paarungssystem der Alpenbraunellen ist sehr komplex. Drei bis vier Männchen verteidigen ein Revier und bilden mit drei bis vier Weibchen eine Paarungsgemeinschaft. Die Weibchen kopulieren mit mehreren Männchen, obwohl das dominanteste Männchen versucht, Paarungen mit anderen Männchen zu verhindern. Ab Ende Mai werden 4-6 hellblaue Eier in ein mit Moos ausgekleidetes Nest gelegt. DNA-Untersuchungen haben gezeigt, dass die Eier eines Weibchens meist von verschiedenen Männchen befruchtet wurden. Beide Geschlechter beteiligen sich am Brutgeschäft, und die Männchen füttern die Jungen verschiedener Weibchen, mit denen sie sich verpaart haben. Noch vor dem Flüggewerden, im Alter von etwa 16 Tagen, verlassen die jungen Alpenbraunellen das Nest. Sobald die Jungvögel selbständig sind, beginnt eine zweite Jahresbrut.