Warum sind Geier so gross?

Weltweit existieren 23 Geierarten. Sie beeindrucken durch ihre Grösse. Doch warum sind Geier so gross?

Als Aasfresser sind Geier abhängig von toten Tieren und sind stets durch Nahrungsengpässe bedroht, denn tote Tiere sind eine unvorhersehbare Nahrungsquelle. Ist kein Kadaver auffindbar, bleibt Geiern nichts anderes übrig als durchzuhungern.

Aber: ihre Grösse hat eine überlebensstrategische Bedeutung: mit zunehmender Körpergrösse sinkt der spezifische Grundumsatz, d.h. der täglich notwendige Energiebedarf (gemessen in Kalorien), um die lebenswichtigen Körperfunktionen wie z.B. die Funktionen des Gehirns, Herzschlag, Atmung und Verdauung aufrecht zu erhalten. In anderen Worten: ein grosser Vogel wie ein Geier braucht im Verhältnis zur seiner Körpergrösse weniger Energie fürs Überleben als ein kleinerer Vogel.

Ein Bartgeier braucht im Ruhezustand bei einer Umgebungstemperatur von 30 Grad Celsius täglich rund 1575 Kilojoule, was in etwa dem Energiebedarf eines durchschnittlichen, 50-jährigen Mannes entspricht. Bei null Grad Celsius braucht ein Bartgeier in Ruhezustand rund 1800 Kilojoule pro Tag – also nur unbedeutend mehr. Dasselbe gilt bei Aktivität: ein aktiver Bartgeier braucht kaum mehr Energie als einer, der nur sitzt und ruht. Bei Geiern generell verhält es sich so: in Phasen der Aktivität und bei niedrigen Aussentemperaturen steigt der Energiebedarf nur unbedeutend an. Ob also ein Geier bei 30 Grad fliegt oder in grossen Höhen bei null Grad, hat nur geringe Auswirkung auf den Energiebedarf und somit auf seinen Nahrungsbedarf. So braucht ein Bartgeier bei 30 Grad wie erwähnt rund 1575  Kilojoule, was rund 330 bis 430 g Nahrung (Knochen) pro Tag bedeutet. Und bei Temperatur um null Grad – wie momentan am Henglihang – braucht er nur grad etwa 50 Gramm mehr (380 – 495 g pro Tag).