Knochen aus heiterem Himmel

Junggeier Johannes begeistert immer wieder von Neuem, und heute ganz besonders. Zielgenau liess er heute wiederholt einen sperrigen Knochen auf die Felswände des Henglihangs fallen.

Bartgeier vermögen Knochen von 20cm Länge und 4cm Durchmesser (Bild, mit Grössenvergleich) als Ganzes zu schlucken. Grössere oder sperrige Knochen wie ein Schulterblatt tragen sie im Fang in grosse Höhe – teilweise bis fast 100m – und lassen sie z.B. auf einen Felsen oder Geröllfeld fallen. Dieses Hochtragen und Fallenlassen tun sie so lange, bis der Knochen in ‚schluckbare’ Grösse zerfallen ist. Bis zu 50 Mal können sie das Prozedere wiederholen.

Und heute zeigte Johannes genau diese Technik: plötzlich tauchte er mit einem Schulterblatt auf. Er flog dem felsigen Hang entlang, bis er aus rund 10m Höhe den Knochen auf die Felswand fallen liess. Der Knochen fiel und fiel, über die gesamte Wand. Johannes landete genau da, wo der Knochen liegengeblieben war. Trug ihn wieder hoch, liess ihn wieder fallen, wiederum über einer abschüssigen Felswand. Wieder holte er den noch ganzen Knochen, flog hoch, dem Hang entlang, liess in fallen. Diesmal aber landete der Knochen im Grashang, rollte runter. Und so wiederholte sich das Ganze noch mehrmals. 

In nur 20 Minuten liess Johannes den Knochen acht Mal fallen, davon sechs Mal auf harten Fels – dies ist nötig, dass er zersplittern kann. Ob der Knochen wirklich zersplitterte und schluckbar wurde, war nicht ersichtlich. Aber beeindruckend war das Manöver von Johannes allemal: ohne es einem Bartgeier abgeschaut haben zu können, warf er erstaunlich treffsicher den Knochen  genau dort ab, wo die Chancen auf ein Zersplittern am grössten sind.