Gross war die Freude, als wir im letzten Jahr den geschwächten BelArosa retten und wieder freilassen konnten. Doch leider war BelArosa kein langes Leben vergönnt. Im Juli mussten wir die Wildhut alarmieren, weil der Sender des dreijährigen Männchens Probleme anzeigten. Die sofort ausgerückte Wildhut konnte BelArosa, der einen offenen Flügelbruch erlitt, nur tot bergen.
Die genauen Umstände, die zum Flügelbruch und zum Tod von BelArosa geführt haben, konnte bisher nicht geklärt werden. Die Untersuchungen am Tierspital Bern zeigte, dass BelArosa nicht nur den Flügel gebrochen hat, sondern auch einen Stromschlag erlitten haben muss. Doch im Umkreis des Fundortes sind weder Stromleitungen noch andere Infrastrukturen aufzufinden, die den Knochenbruch und den Stromschlag erklären können. Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass der Bartgeier einen Stromschlag überlebt hat, jedoch kurz darauf unkontrolliert abgestürzt ist und sich den Flügel gebrochen hat. Aufgrund der noch unklaren Situation laufen weitere Abklärungen.
Glücklicherweise haben die Bartgeier in den Schweizer Alpen insgesamt gute Überlebensraten. Pro Jahr sterben nur rund drei bis sechs Prozent der Tiere, was für ein Wildtier eine sehr geringe Sterberate ist. Darauf sind Bartgeier auch angewiesen, da sich diese Art nur sehr langsam fortpflanzen kann. Daher bleibt es auch weiterhin wichtig, durch den Menschen bedingte Risiken zu minimieren. Freihängende Kabel und andere Infrastrukturanlagen in den Alpen sind deshalb sorgfältig zu planen und für Bartgeier und andere, gefährdete Wildtiere gut zu markieren.
Nur zwei Tage vor dem fatalen Unfall von BelArosa konnte Erwin Meier das dreijährige Männchen nahe des Pragelpasses im Kanton Schwyz beobachten. Dabei sind ihm wundervolle Bilder gelungen, die eine sehr schöne Erinnerung an diesen wunderschönen Vogel sind (s. Bildserie unten).