Samstag, 25.05.2019

Bleifreie Zukunft: Jäger helfen

Risiko Blei

Blei ist ein Umweltgift, das schon in kleinsten Konzentrationen negative Effekte auf die Gesundheit von Mensch und Tier hat. Für viele Anwendungen ist der Einsatz von Blei heute deshalb verboten oder stark reguliert, auf der Jagd hingegen wird es noch häufig eingesetzt. Bleihaltige Munition ist sehr schwer und verformt sich beim Aufprall schnell. Aufgrund dieser Eigenschaften wird die Energie eines Schusses sofort und meist vollständig auf den Tierkörper übertragen und somit sichergestellt, dass ein richtig getroffenes Wildtier sehr schnell stirbt. 

Blei in Jagdmunition- ein Risiko für Bartgeier

Das Blei in der Munition kann jedoch in die Nahrungskette gelangen, beispielsweise wenn kontaminierte Innereien oder andere Körperteile der geschossenen Wildtiere von Aasfressern aufgenommen werden. Da Bartgeier besonders saure Magensäfte haben und die Nahrung bei dieser Art sehr lange im Magen verweilt, sind Bartgeier speziell empfindlich für Bleivergiftungen. Dazu kommt, dass einmal eingelagertes Blei nur schwer wieder ausgeschieden wird und sich über die Jahre im Körper akkumulieren kann. Daher sind langlebige Arten wie der Bartgeier besonders stark gefährdet. 

Adler und Bartgeier in Schweizer Alpenraum betroffen

Im Alpenraum sind bei Bartgeiern bereits acht Fälle von Bleivergiftungen nachgewiesen worden. Eine aktuelle Studie aus der Schweiz bekräftigt diese Gefahr. Die Daten zeigen, dass Bartgeier und auch Adler in den Alpen deutlich häufiger und stärker belastet sind als Rotmilane und Kolkraben im Mittelland, die ebenfalls häufig Aas fressen. So wurden in den Knochen bei 14 von 46 Steinadlern und bei zwei von fünf Bartgeiern Bleiwerte festgestellt, die auf eine Vergiftung hinweisen. So hohe Konzentrationen wurden nur bei einem von 45 Rotmilanen und bei keinem der zehn untersuchten Kolkraben gefunden (Ganz et al. 2018).

Unterstützung von Jagdbehörden & Jagdverbänden

Die Stiftung Pro Bartgeier setzt sich dafür ein, dass die Vergiftungsgefahr vermindert wird. Kadaver, die mit Blei belastet sein können, sollen für Bartgeier unzugänglich entsorgt werden und die Jagd soll möglichst mit bleifreier Munition erfolgen. Auch Jagdbehörden und Jagdkreise setzen sich zunehmend dafür ein, dass Wildtiere von Bleivergiftungen verschont bleiben. So hat die Schweizerische Jagd- und Fischereiverwalterkonferenz (JFK) gemeinsam mit JagdSchweiz, dem Dachverband der Schweizer Jägerschaft, einen Ratgeber für die erfolgreiche Umstellung auf bleifreie Munition publiziert. Damit leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Schutz von Bartgeiern und anderen Aasfressern und es ist zu hoffen, dass diese fortschrittliche Haltung auch Vorbild für die benachbarten Alpenländer sein wird.

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